Die Fischaufzucht am Bodensee
Fritz und Martin Meichle GbR



Die Fischaufzucht





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Wir danken der Autorin und Herrn Hubert Hohler von:

Slow Food Deutschland, Convivium Bodensee ,

dass wir nachfolgenden Besuchsbericht übernehmen durften.


Fischbrutanstalt Langenargen, 5. März 2009

Bei strömendem Regen treffen sich 16 SlowFood-Mitglieder zu einer Führung in der Fischbrutanstalt. Begrüßung durch Eckard Dossow, Leiter der Fischbrutanstalt. Betreiber derselbigen ist die Besatzkommission der Baden-Württembergischen Bodenseefischer e.V., d.h. einer paritätischen Vereinigung aus Berufsfischern und Sportanglern. Aus deren Patentgebühren finanziert sich die Fischbrutanstalt im Wesentlichen. Herr Dossow ist seit der Gründung verantwortlicher Fischwirtschaftsmeister und war wesentlich am Aufbau und Weiterentwicklung der gesamten Anlagen beteiligt.

Herr Dossow erklärt uns zum Einstieg die grundsätzlichen Zusammenhänge der Bodenseefischwirtschaft, ähnlich wie wir das schon bei Fischer Knoblauch in Unteruhldingen gehört haben. Am Obersee inklusive Überlinger See gibt es fünf Fischbrutanstalten, verteilt auf die Anrainerländer. Hauptaufgabe der Anstalt ist es, die für die Besatzmaßnahmen im Bodensee erforderlichen Fische (Felchen, Seeforelle, Seesaibling und Hecht) fortzupflanzen, zu erbrüten und einzusetzen. Durch den Fischbesatz im See sollen extreme Schwankungen beim Fischertrag vermieden werden. Laut Dossow stammen inzwischen 70 bis 80 % der gefangenen Felchen aus der Brutanstalt.

Wir beginnen den Rundgang in der Fischbruthalle mit den Erbrütungsröhren für den Felchenlaich. Das sind große Glasbehälter, in denen die Felcheneier in ständiger Bewegung gehalten werden. Wie wir schon bei Andreas Knoblauch gelernt haben, wurden diese Felcheneier im Dezember von den Fischern durch Abstreifen der extra hierfür gefangenen Felchen gewonnen, befruchtet und bei der Fischbrutanstalt abgeliefert. Im Schnitt werden hier in einer Saison ca. 100 Millionen Felcheneier ausgebrütet. Der Schlüpfzeitpunkt (März und April) wird über die Wassertemperatur gesteuert, um den optimalen Zeitpunkt zum Einsetzen  (April und Mai) der geschlüpften Felchen bestimmen zu können, wenn genügend Plankton als Nahrung im See für die Jungfelchen vorhanden ist.

Später sehen wir in einem Rundbecken auch noch frisch geschlüpfte, wenige Tage alte Felchen. Von den Millionen Jungfelchen überlebt in den Folgejahren im See lediglich ein Bruchteil. Bis zur Fanggröße vergehen bei der heute verbesserten Wasserqualität und dem damit verbundenen geringeren Nahrungsangebot fünf bis sechs Jahre.

Beim weiteren Rundgang gelangen wir an die Behältnisse mit den Seesaiblingeiern. Eckard Dossow erklärt uns die unterschiedlichen Ansprüche an Licht, Temperatur, Strömung und Wasserqualität (Seewasser und Grundwasser) der einzelnen Fischarten.

Gerade der Seesaibling gehört zu den für einen Voralpensee typischen Fischarten, deren Bestände in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen sind und durch die Arbeit der Fischbrutanstalt nun wieder aufgebaut werden. In Außenbecken der Fischbrutanstalt und in Teichen an anderen Standorten wurde ein Elterntierstamm herangezogen, von dem die hier bebrüteten Fischeier stammen.

Am Beispiel der Seeforelle kann man die von Eckard Dossow erklärten unterschiedlichen Aufzuchtbedingungen besonders gut nachvollziehen. In den für die Seeforelle konstruierten Rundbecken herrscht eine ständige Strömung, gegen die die Jungfische anzuschwimmen lernen, um später in ihrem angestammten Lebensraum überleben zu können. Die Seeforelle ist wie der Lachs ein Fisch, der zum Laichen in sein Ursprungsgewässer zurückkehrt. Das sind die verschiedenen Bäche und Flüsse, die dem See zu fließen. Durch Baumaßnahmen in den letzten Jahrzehnten wurde ihnen vielerorts dieser Weg verbaut.

Die Fischbrutanstalt unterstützt einerseits den Abbau dieser Barrieren, fischt laichreiche Elternfische vor diesen Barrieren zur Laichgewinnung ab und hält Elterntiere in eigenen Teichanlagen. In der Fischbrutanstalt werden jährlich 600.000 bis 700.000 Jungfische bis zu einer Größe von drei bis sieben Zentimeter herangefüttert. Diese werden zu einem genau bestimmten Zeitpunkt in die Bäche und Flüsse ausgesetzt. Dort halten sie sich eine Zeit lang auf und werden auf die Witterung dieses Ursprunggewässers geprägt. Danach lassen sie sich in den See abfallen, wachsen dort über mehrere Jahre heran und suchen im laichreifen Alter wieder ihr Ursprungsgewässer auf.

Außerdem werden noch Hechte und Aale herangezüchtet, wobei die Aalbrut als Glasaale fremd zugekauft wird.

Zum Schluß dürfen wir noch einen Blick in die Technikräume werfen, wo Wasser wahlweise gekühlt oder erwärmt oder je nach Bedarf mit Sauerstoff angereichert wird. Die Anlage gewährleistet eine ständige Kontrolle, die Mitarbeiter haben rund um die Uhr in Bereitschaft zu sein, da bei den empfindlichen Jungfischen wenige Stunden Technikausfall schon zum Absterben ganzer Fischgenerationen führen kann. Im Bedarfsfall muß dann auch mal die örtliche Feuerwehr mit Hilfswasserleitungen aushelfen. Ein Notstromaggregat steht ebenfalls zur Verfügung.

In den abschließenden Fragerunde verneint Herr Dossow eindeutig die Frage, ob aller als Bodenseefisch angebotener Fisch tatsächlich aus dem See stammt, glasklar. Zur Unterstützung der Arbeit der Fischbrutanstalt und der heimischen Berufsfischer fordert er uns auf, besonders bei Saibling und Seeforelle immer nach der Herkunft zu fragen.

Ausklang findet der Abend im Wein-Rädle Rottmar, einer Besenwirtschaft in Kressbronn/Betznau bei Maultaschen und anderen leckeren hausgemachten Spezialitäten